Richtfunk richtig planen
Ein wahres Frequenzchaos vermuten Laien, wenn sie sich zum ersten Mal mit dem Thema Richtfunk beschäftigen oder eine Richtfunkstrecke planen. Dabei ist die Auswahl eines geeigneten Richtfunksystems und dessen Inbetriebnahme durch einen Fachbetrieb gar nicht so schwer. Erfahren Sie, worin sich Richtfunksysteme unterscheiden und wann ein lizenziertes einem lizenzfreien System vorzuziehen ist.
Richtfunksysteme verfügen über ein hohes Einsparpotenzial, sind meist leicht zu installieren, erlauben das schnelle Aufschalten neuer Dienste und sind dank Mietlösungen (Wireless Leased Line as a Service) auch günstig in der Anschaffung. Das macht sie besonders attraktiv für die Verbindung von Standorten, auch als temporäre Lösung bis zur Glasfaserverlegung, als Alternative oder als redundante Verbindung (Fallback) zur Glasfaser. Damit Sie – schon vor Beauftragung eines Fachbetriebs mit der Machbarkeitsprüfung, Frequenzplanung, ggf. Lizenzierung bei der Bundesnetzagentur und Montage durch kletterbefähigtes Personal – eine erste Einschätzung vornehmen können, welches Richtfunksystem für Sie infrage kommt, stellen wir Ihnen die wichtigsten Unterschiede vor.
Lizenziert oder lizenzfrei?
Generell lassen sich in Deutschland zwei Arten von Richtfunksystemen unterscheiden: lizenzierter und lizenzfreier Richtfunk. Während lizenzfreie Systeme über eine allgemeine Genehmigung der Bundesnetzagentur verfügen und quasi direkt in Betrieb genommen werden können, bedürfen lizenzierte Systeme einer ordentlichen Einzelgenehmigung durch die Bundesnetzagentur.
5 GHz WLAN/WIFI-Richtfunk (lizenzfrei)
Richtfunksysteme im Bereich 5 GHz bzw. auch 2,4 GHz sind für besonders kosteneffiziente Punkt-zu-Punkt-Verbindungen geeignet und können schnell in Betrieb genommen werden. Komplizierte Anträge für diese Richtfunksysteme entfallen.
5 GHz-Richtfunksysteme bieten zudem eine Bandbreite von bis zu 2 Gbit/s (vollduplex) und verfügen automatisch über eine sichere AES 128 Bit-Verschlüsselung. Externe Störungen der Verbindung können jedoch nicht komplett ausgeschlossen werden, da keine exklusive Nutzung der Frequenz möglich ist. Dies betrifft vor allem den Einsatz im City-Bereich mit einer hohen Dichte anderer 5GHz-Sender wie WIFI-Router.
60GHz Richtfunk (lizenzfrei)
Lizenzfreie Richtfunksysteme im Bereich 60GHz erlauben eine Punkt-zu-Punkt-Verbindung auf über 1 km mit einer hohen wetterbedingten Verfügbarkeit von bis zu 99,995% und einer Bandbreite von bis zu 2,5 Gbit/s (vollduplex). Die 60 GHz-Richtfunklösungen verfügen über eine gehärtete Hardware und sind als All-Outdoor-System ausgelegt. Als lizenzfreies System teilen sie sich unter Umständen einen Frequenzbereich mit anderen, legal betriebenen Richtfunksystemen, wodurch Störungen nicht ausgeschlossen werden können bzw. im Störungsfall kein Recht auf Beseitigung besteht.
7-38/70/80GHz Richtfunk (lizenziert)
Lizenzierte Richtfunksysteme im Frequenzbereich 7-38GHz bzw. 70/80GHz erreichen Bandbreiten von bis zu 20 Gbit/s (vollduplex), zeichnen sich durch eine besonders hohe Zuverlässigkeit, gehärtete Hardware und eine optional zuschaltbare AES 265 Bit-Verschlüsselung aus.
Da für die Nutzung eines lizenzierten Richtfunksystems ein Frequenzantrag bei der Bundesnetzagentur zu stellen ist, benötigt die Inbetriebnahme meist etwas länger. Dafür erhält der Betreiber exklusive Nutzungsrechte für den Frequenzbereich, wodurch Störungen ausgeschlossen werden können bzw. ein Recht auf Störungsbeseitigung besteht.
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